Die Geschichte

Im Jahr 2003 wurde erstmals die stillgelegte Bahnstrecke Greiz-Neumark zum Verkauf angeboten.

Im Jahr 2001 zog ich mit meiner Familie in die im Jahr 2000 sanierte Wohnung in der August-Bebel-Str. 3 ein. Das Haus hatten wir 1999 über eine Auktion erworben. Die Wohnung ist wunderbar, guter Grundriss, hohe Räume, Stuck, maurische Holzbögen, Lambris u.s.w..Ausstattung nach Sanierung mit allem Komfort. Aber nach Einzug gab es einen Wermutstropfen: Die Lärm- und nächtliche Lichtbelastung durch den Verkehr der Bundestrasse. Heutige Schätzungen gehen von ca. 20.000 Fahrzeugen pro Tag aus, die die Greizer Neu- und Altstadt durchschneiden. Davon ein hoher Anteil Schwerlastverkehr, der sich in den nächsten 10 Jahren noch verdoppeln soll.
Als Architekt habe ich 2,5 Jahre am Institut für Stadt- und Regionalplanung in Hannover gearbeitet. Zu meinen Aufgaben in diesem Büro gehörten auch die Mitarbeit an der Entwicklung von Verkehrskonzepten für Kommunen unterschiedlicher Größe.
Also schaute ich im Herbst 2003 eines Abends auf den Stadtplan von Greiz und stellte fest, dass die Trasse der alten Bahnstrecke die ideale Linienführung für den Abschluss der Ortsumgehungsstraße Greiz sein kann. Da ich nicht im Auftrag der Stadtverwaltung Planungen ausführe, musste ich einen Weg finden, das Thema öffentlich zu machen. Der kürzeste Weg scheint mir dafür die örtliche Presse zu sein. So entstand im Dezember 2003 der vom Redakteur Herrn Beikirch verfasste Beitrag in der OTZ. Eine Woche später bekam ich einen Brief von den Freien Wählern Greiz. Dies teilten mir mit, das es bereits eine Idee für die Nachnutzung der Bahnstrecke gibt – eine überregionalen Freizeitweg für verschiedene Nutzer. Diese Idee gefiel mir sehr gut, so vereinbarten wir einen Treff im Gasthof Friesental in Friesen. Bereits nach wenigen Minuten stand fest, das beide Visionen gemeinsam realisierbar sind. Um gleich die ersten Schritte unternehmen zu können, gründeten wir spontan den Tourismusförderverein „Neue Welt“. Die Aktivitäten des Vereins sollten langfristig nicht nur auf das Bahnstreckenumnutzungsprojekt begrenzt sein.
Warum „Neue Welt“ ? Nun, ganz einfach. Es gibt in der Nähe des Greizer Parks eine Flurbezeichnung „Neue Welt“, getauft durch einen der letzten Fürsten. War es eine ehemalige Gondelstation wie man es auf einer alten Postkarte sehen kann ? Und dann gibt es in Zwickau dieses wunderbare Jugendstil Ballhaus „Neue Welt“. Und diese beiden „Neuen Welten“ verbindet in Zukunft der neue Freizeitweg. Thüringen und Sachsen wachsen an dieser Stelle zusammen. Mulde-Radweg und Elster-Radweg werden verbunden.
Dann begann die Vereinsarbeit. Pressemitteilungen, Sammlung von Unterschriften von Personen, die die Idee gut finden, Gespräche mit verschiedenen Tourismusverbänden und Personen des öffentlichen Lebens. Ca. 800 Unterschriften haben wir in Geschäften, Gaststätten und bei Dienstleistern gesammelt. Wir haben das Projekt beim Wettbewerb „Fahrradfreundliches Thüringen“ eingereicht und dort einen achtbaren 7. Platz von 35 belegt. Sämtliche Aktivitäten waren ehrenamtlich. An Material sind 2 volle Aktenordner entstanden, die man bei mir einsehen kann.

Die Widerstände.

Jede gute Idee hat mit Kritikern, Nörglern, Skeptikern, Anders- Denkenden und -Wollenden zu kämpfen. Das war schon zu Zeiten der ersten Eisenbahnen in Deutschland so, die hätte es sonst wohl heute noch nicht gegeben.
Bei unserem Doppelprojekt waren es zum einen der Greizer Bürgermeister Dr. Hemmann, der die Umgehungsstraßenidee für „So etwas von substanzlos“ in der OTZ abkanzelte.
Der Freizeitweg konnte sich damals nicht durchsetzen, da es zu dieser Zeit eine völlig überalterte Radwegkonzeption von Greiz nach Mohlsdorf gab (man wusste eben zum Planungszeitpunkt nicht, dass die Bahnstrecke genutzt werden kann) . Diese sollte nördlich des Hirschteichs geführt werden. Die letzte Aussage von Herrn Obenauf und Herrn Häckert im Jahr 2005 war, dass diese Trasse am Hirschteich gebaut wird. Für Argumente, dass diese Lösung bedeutend teurer wird (Bäume und Wurzeln müssen gerodet werden, Hangböschung muss geschaffen werden) als die Nachnutzung der Bahnstrecke (Böschungen und Brücken sind vorhanden, geringes Gefälle) fand man kein Einsehen.
Dann kehrte Ruhe ein. Die engagierten Personen hatten sich verschlissen.

Die Wende

Durch Zufall erfuhr ich Mitte 2011, dass der Bürgermeister von Mohlsdorf inzwischen Eigentümer der Strecke ist. Mit der Befürchtung, dass nun die Strecke in einzelnen Teilflächen verkauft wird, suchte ich Herrn Häckert am Wochenende auf. Zu meiner Überraschung teilte er mir mit, dass bereits eine Ausschreibung gab, und nur wegen der vorübergehenden Kürzung von Landesmitteln ein Baustopp erfolgt ist.
Also wird die Idee von 2003 doch verwirklicht und man hat zum Glück die Hirschteichlösung verworfen . Zunächst als Teilabschnitt von Mohlsdorf nach Greiz bis zur Kehrmannstraße. Das schließt eine Weiterführung der Strecke nach Brunn und dann nach Zwickau nicht aus. Es dauert eben alles seine Zeit.

Der Baubeginn

In Greiz sind bereits die Bagger tätig. Das Teilstück von Spornburg bis Mohlsdorf wird auch im Jahr 2018, laut Aussage der Bürgermeisterin von Mohlsdorf, Frau Pampel, realisiert. Bleibt zu hoffen, dass es auch von Mohlsdorf bis Brunn/Schönbach irgendwann einmal weitergeht.

Bleibt also noch das Thema Umgehungsstraße Greiz. Doch das wird das Thema für einen neuen Beitrag werden.

Total Page Visits: 2697 - Today Page Visits: 1